Ob wir zum Frühstück ein Birchermüsli genießen, oder zum Mittag ein saftiges Steak zerkauen – bei jeder Mahlzeit und mit jedem Bissen, bleiben an unseren Zähnen kleine Reste kleben. Über den Tag verteilt, entsteht so ein Belag, an welchem sich Bakterien besonders wohlfühlen und der unsere Mundflora aus der Balance bringen kann. Warum Sie auf einen bestimmten Inhaltsstoff bei Mundspülungen unbedingt verzichten sollten und was Ihr Mundmikrobiom mit Ihrer Herzgesundheit zu tun hat, haben wir in unserem Blog für Sie zusammengestellt.
In unserer Mundhöhle tummeln sich etwa 50 Millionen Bakterien. Viele davon wehren gefährliche Krankheitserreger ab, schützen vor Infektionen und sind für eine schützende Balance unserer Mundflora verantwortlich. Hierbei gerät dieses Gleichgewicht durch zu aggressive Reinigungsvorgänge ebenso aus dem Gleichgewicht, wie durch eine nachlässige Mundhygiene. Kippt die Balance, vermehren sich Kleinstlebewesen unkontrolliert und schädliche Säuren, greifen den Zahnschmelz sowie das umliegende Gewebe an. Hierbei zeigen neueste medizinische Studien, dass das Auswirkungen auf Herz- sowie Darmgesundheit hat und sogar eine Abhängigkeit zwischen Zahnfleischentzündungen (Parodontitis) und Diabetes besteht. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse für Sie zusammengefasst:
„Schon seit Langem versuchen wir Patienten zu überzeugen, bei inflammatorischen Darmerkrankungen keine Antibiotika einzunehmen“, sagt Professor Ramnik Xavier von der Havard Medical School.[1] Hintergrund: Genau die Bakterienart (Klebsiella-Bakterien), welche bei entzündlichen Darmprozessen entscheidend sind und eigentlich im Mundraum angesiedelt sind, sind resistent gegen Antibiotika. Zum entzündlichen Prozess im Darm komme es dann dadurch, dass die gesunde Schutzfunktion der Darmflora durch Antibiotika außer Kraft gesetzt wurde und die entzündungsauslösende Klebsiella-Bakterie freie Fahrt bekomme.
Lese-Tipp: Was Sie selbst bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen tun können, lesen Sie HIER.
Ist das Zahnfleisch auf Dauer stark entzündet und breiten sich diese Entzündungen im Mundraum und an den Zahnfleischtaschen aus, spricht man von Parodontose. In Folge werden Botenstoffe (Zytokine) von den Immunzellen freigesetzt, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Der Körper muss daraufhin mehr Insulin produzieren, um Zucker aus dem Blut zu transportieren, was wiederum höchst anstrengend für die Bauchspeicheldrüse ist. Problematisch für Diabetes-Patienten (Stichwort „Wundheilung“), aber auch hinsichtlich Diabetes-Entstehung (erschöpfte Bauchspeicheldrüse).
Es ist aber nicht allein Diabetes, der aus einer Parodontitis folgen kann. Die Bakterien in den entzündeten Zahnfleischtaschen könnten außerdem in den Blutkreislauf gelangen und dort über Stoffwechselprodukte Schaden anrichten. Warum die falsche Mundspülung dann noch den Blutdruck erhöht, lesen Sie in den folgenden 6 Tipps.
Was Sie selbst für eine gesunde Mundflora tun können – unsere top 6 Tipps für eine gesunde Mundflora und weniger Entzündungen:
Mundspülungen, die Chlorhexidin enthalten sollten Sie zukünftig wirklich nur noch bei akuten Entzündungen für einen Zeitraum unter vier Wochen anwenden. Die antibakterielle Substanz tötet zwar schädliche Bakterien im Mundraum ab – schadet aber auch den nützlichen Bakterien. Auf Dauer bauen wir so ein bakterielles Ungleichgewicht auf, das Entzündungen im Mundraum fördert. Zusätzlich problematisch bei Chlorhexidin: Zahlreiche „gute“ Bakterien der Mundflora sorgen eigentlich dafür, dass Nitrat in Stickstoffmonoxid umgewandelt wird. Diese chemische Verbindung stabilisiert den Bluthochdruck. Fehlen die kleinen „guten“ Bakterien, findet dieser ausgleichende Prozess nicht mehr ausreichend statt.
Unterstützen wir unsere Darmflora gezielt durch eine basische Ernährung und antientzündliche Superfoods mit ausreichend Magnesium und Omega-3, profitiert auch unsere Mundflora. Der Entzündungskreislauf wird unterbrochen und unsere Gesundheit profitiert ganzheitlich. Was Ihr basischer Einkaufskorb unbedingt enthalten sollte, lesen Sie HIER.
Äpfel, Karotten und Kohlrabi – nur drei gesunde Beispiele für Lebensmittel, welche durch das lange kauen den Speichelfluss anregen. Genau das, mildert Säureattacken und macht es so ungesunden Bakterien schwerer. Nehmen wir zusätzlich noch probiotische Bakterien in Kefir und Naturjoghurt zu uns, stärken wir unseren Zahnschmelz. Übrigens: Chlorophyll vertreibt Fäulnis- und Kariesbakterien. Enthalten ist es beispielsweise in Petersilie, Basilikum und Minze.
Wer Zahnfleisch, Zähnen und Zunge, etwas Gutes tun will, setzt morgens und abends auf die ayurvedische Praxis des Öl-ziehens. Das fördert die Reinigung und Durchblutung des Mundraumes und entfernt Bakterien. Hierfür einfach einen Löffel Sesam- oder Mundzieh-Öl für 10 Minuten durch den gesamten Mundraum und die Zahnzwischenräume ziehen und danach ausspucken und ausspülen.
Elektronische Zahnbürsten mit oszillierender Rotation tragen Beläge durchschnittlich zu 75 % besser ab und haben dabei ein geringeres Schädigungsrisiko als Handzahnbürsten. Das Problem: meist drücken wir zu stark. Beim Putzen generell wichtig: immer sanft zum Zahnfleisch sein und in der Bewegung vom Zahnfleisch zum Zahn arbeiten (und nicht umgekehrt). Besonders wichtig: Zahnseide einsetzen, denn Zahnbürsten reinigen nur 60 % der Zahnfläche.
Zusatztipp: Würzen wir unsere Speisen mit Kurkuma, profitiert auch unser Zahnfleisch. Die entzündungshemmenden Eigenschaften wirken sich direkt positiv auf unsere Mundflora aus.
Nicht nur die entzündungshemmenden Botenstoffe in Omega-3 (beispielsweise in Lachs, Nüssen und Avocado enthalten), auch diese Lebensmittel unterstützen ein gesundes Mundmikrobiom:
Mundflora und Darmgesundheit, Herz und Karies oder Diabetes und Parodontose – Gesundheit entsteht nur, wenn wir unseren Körper im Ganzen betrachten und gesundheitliche Zusammenhänge verstehen. Deshalb arbeiten in unserem Club nicht nur Fitness- und Bewegungsexperten, sondern speziell ausgebildete Gesundheitscoaches, die über das Thema Darmgesundheit ebenso viel wissen, wie über aerobes und anaerobes Training.
[1] Auszug Interview Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 44/2017.
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