Es ist noch nicht lange her, da wurde Patienten nach einem Infarkt, bei Krebs, einem Bandscheibenvorfall, Rheuma und vielen anderen schweren Erkrankungen eines geraten: Belastung vermeiden! Je schwerer die Krankheit, desto länger war die Schonung angedacht. Die Wissenschaft ist heute weiter und durch Studien und neue Erkenntnisse hat sich die Sichtweise drastisch geändert.
Körperliche Aktivität galt zwar schon immer als Maßnahme, um die Gesundheit zu stärken, Gelenke, Sehnen und Bänder elastisch zu halten und die psychische Verfassung positiv zu beeinflussen. Seit jedoch bekannt ist, welche Heilkräfte körperliche Ertüchtigung hat, dient sie nicht mehr nur der Vorbeugung, sondern wurde auch Bestandteil der Therapie.
Wie eine hochdosierte Pille setzt jede körperliche Anstrengung Unmengen physiologischer Vorgänge in Gang. Das Herz pumpt schneller, die Körpertemperatur steigt. Botenstoffe strömen in Kopf und Glieder.
Neben einer vernünftigen Ernährung gibt es keine wirkungsvollere, einfachere und günstigere Methode, das Leben zu verbessern und zu verlängern.
Wenn die Muskulatur anfängt zu arbeiten, bringt sie nicht nur den Körper in Bewegung, sie setzt auch eine Vielzahl von Botenstoffen in Gang und nimmt Einfluss auf biochemische Prozesse in vielen Bereichen des Organismus.
Für bestimmte Krebserkrankungen ist belegt, dass Muskeltraining die Wahrscheinlichkeit dafür verringert. Die Gründe konnten noch nicht ganz erforscht werden. Vermutet wird ein positiver Effekt von Muskeltraining auf das Immunsystem und auf die Reduktion der freien Radikale.
Generell ist man von der These „Krebspatienten müssten sich schonen“ abgekommen. Moderates Training wird deshalb meist nicht nur als Krebsprävention oder im Anschluss an die Behandlung, sondern bereits während der Krebstherapie empfohlen.
Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass der Heilungsprozess von Krebspatienten, die Krafttraining gemacht haben, häufiger erfolgreich verlief, als bei Patienten, die sich überwiegend anderweitig körperlich betätigten. Da auch Ausdauertraining eine allgemeine Immunstabilisierung bewirkt, wird untersucht, was es mit der Muskulatur im Zusammenhang mit der Krebsprävention auf sich hat. Bekannt ist, dass Muskeln bei Aktivität körpereigene Botenstoffe produzieren, die das Hormonsystem und den Stoffwechsel beeinflussen, auch den Zuckerstoffwechsel (siehe oben).
Da zwischen Diabetes und Krebs ein Zusammenhang besteht und Muskeltraining bei Diabetes erstaunliche Erfolge erzielt, wird die Verbindung hier vermutet.
Die Skelettmuskulatur, die mit rund 400 Muskeln der Bewegung und Stabilisation des Skeletts dient, ist bei manchen das am meisten vernachlässigte Organ. Wie ungenutzte Muskulatur verkümmert, erfahren viele nach einem wochenlangen Gipsverband. Eine lebenslang ungenutzte Muskulatur kommt einem freiwilligen Ganzkörpergips gleich, durch den im Laufe der Zeit die vernachlässigte Muskulatur von der Speichermasse Fett überlagert wird.
Mehr essen und gleichzeitig abnehmen? Das geht, denn die Muskulatur ist das größte Stoffwechselorgan, verbraucht also die meiste Energie. Ein gut trainierter Muskel hat selbst im Ruhezustand einen höheren Energiekonsum als ein untrainierter Muskel.
Ein soeben beanspruchter Muskel verbraucht außerdem extra Energie für die Regeneration. Biologisch gesehen sehr sinnvoll, da ein erschöpftes Wesen schnell wieder leistungsfähig gemacht werden muss. Durch den Nachbrenneffekt kann der Grundumsatz nach dem Muskeltraining für über einen Tag auf erhöhtem Niveau bleiben.
Und selbst bei längerer Untätigkeit sinkt der Energiekonsum bei trainierter Muskulatur weniger als bei Untrainierter.
Der Aufbau von Muskeln und das damit verbundene Verbrennen überflüssigen Körperfetts stehen in direktem Zusammenhang mit einem guten Stoffwechsel. Je mehr Muskeln ein Mensch besitzt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines optimalen Körperfettanteils.
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